Zwischen Basisdemokratie und Wahlkampf: Lukas Küffner sammelt Unterschriften für das Nürnberger Rathaus
- Kevin Kienle

- 16. Dez.
- 3 Min. Lesezeit
In Nürnberg mobilisiert ein junger Politiker auf ungewöhnliche Weise: Lukas Küffner, einst Bundesvorsitzender der Piratenpartei und aktueller Vorsitzender des Kreisverbands Metropolregion Nürnberg, tritt als Oberbürgermeisterkandidat und Stadtrat für die gemeinsame Liste von PIRATEN & Humanisten zur Kommunalwahl an. Für die Zulassung zur Wahl sammelt er derzeit 610 Unterstützungsunterschriften – eine formale Hürde, die oft unterschätzt wird, aber wesentlich für die demokratische Legitimation kleinerer Parteien und unabhängiger Kandidaten ist.
Diese Pflicht, Unterschriften zu sammeln, mag auf den ersten Blick nach bürokratischem Pflichtprogramm klingen. Doch sie steht beispielhaft für ein tieferes demokratisches Prinzip: Politische Teilhabe beginnt nicht erst am Wahlsonntag – sie beginnt auf der Straße, in Gesprächen und im direkten Austausch mit Bürger:innen.
Die Hürde der Unterstützungsunterschriften
In vielen deutschen Städten müssen politische Gruppierungen oder Einzelkandidaten eine bestimmte Anzahl an Unterstützer:innenunterschriften vorlegen, bevor sie auf den Stimmzettel kommen dürfen. Diese Schwelle – in Nürnberg im konkreten Fall 610 Unterschriften – dient gleich mehreren Zwecken:
Demokratieförderung: Sie zeigt, dass eine Kandidatur nicht nur von Parteistrukturen getragen wird, sondern auch eine Mindestbasis in der Bevölkerung findet.
Ordnungspolitik: Die Hürde verhindert eine Überfrachtung der Stimmzettel mit rein symbolischen oder wenig ernsthaften Kandidaturen, die den Wahlzettel für Wähler:innen unübersichtlich machen würden.
Partizipation: Das Sammeln von Unterschriften bringt politische Inhalte in den öffentlichen Raum und zwingt Kandidaten, frühzeitig in den Dialog zu treten.
Gerade für kleinere Parteien wie die Piraten oder den Humanistenverband, die außerhalb etablierter Parteistrukturen agieren, ist dieser Mechanismus aber zugleich Chance und Prüfstein: Er fordert organisatorisches Engagement, schafft aber auch Sichtbarkeit.
Wer ist Lukas Küffner – und was steht auf dem Spiel?
Lukas Küffner (*2001) ist kein unbeschriebenes Blatt in der deutschen Piratenpolitik. Sein Engagement reicht zurück bis zu einer erfolgreichen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht zur Senkung des Wahlalters, und er war zeitweise Bundesvorsitzender der Piratenpartei Deutschland.
Sein politischer Stil ist geprägt von Netzpolitik, Freiheitsrechten und basisdemokratischen Ansätzen – Themen, die für viele Wähler:innen jenseits der großen Volksparteien an Relevanz gewonnen haben. In Nürnberg tritt er nun gemeinsam mit den Humanisten an: eine strategische und inhaltliche Verbindung, die beide Gruppierungen stärken soll und den Wähler:innen eine Alternative zu klassischen Parteikandidaten bietet.
Diese Bündelung kleinerer politischer Kräfte kann als eine Antwort auf die anhaltende Fragmentierung der Wählerschaft verstanden werden, die in vielen Städten zu einem diffusen Parteiensystem geführt hat. Für Küffner bedeutet das nicht nur den Kampf um Stimmen am Wahltag, sondern schon den Kampf um Sichtbarkeit und Legitimation im Vorfeld der Wahl.
Mehr als eine Formalität: Demokratie als Gesprächsprozess
Das Unterschriftensammeln läuft nicht im Elfenbeinturm. Es ist ein direkter Austausch mit Bürger:innen: Gespräche auf dem Markt, Diskussionen im Stadtteil, Erklärungen zu Programm und Zielen. In einer Zeit, in der politisches Engagement oft digital stattfindet, ist diese Form des physischen, persönlichen Kontakts ein wertvolles demokratisches Gut – und zugleich ein Prüfstein für die Resonanz, die ein Kandidat außerhalb digitaler Blasen tatsächlich hat.
Für den Bewerber bedeutet dieser Prozess eine frühe Publikumsprobe, die zeigen kann, wie seine Positionen in der Breite ankommen. Für die Demokratie bedeutet es einen Beitrag zum politischen Bewusstsein der Stadtgesellschaft. Hier wird Politik nicht nur konsumiert – sie wird verhandelt.
Lukas Küffners Sammeln der 610 Unterschriften ist mehr als ein juristischer Akt in einem Wahlverfahren – es ist ein Symbol für die Herausforderungen und Chancen moderner Kommunalpolitik. In einer Zeit, in der viele Bürger:innen Politik als entfernten, abstrakten Prozess erleben, zwingt dieser Mechanismus Kandidaten dazu, auf die Menschen zuzugehen und in den Dialog zu treten. Ob Küffner am Ende auf dem Stimmzettel steht, hängt nicht nur von der Zahl der Unterschriften ab, sondern von der Frage, wie überzeugend seine Botschaft bei den Nürnberger:innen angekommen ist.
Eines steht fest: Die Pflicht zur Beteiligung beginnt lange vor dem Wahlsonntag – und sie ist ein unverzichtbarer Teil der lebendigen, lokalen Demokratie.
Quelle Bild: Piratenpartei




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