Zwischen Hoffnung und Realität: Die Treibhausgasbilanz 2022
Die neuesten Daten zur Treibhausgasbilanz in Nürnberg zeigen, dass die Stadt auf dem Weg zur Klimaneutralität Fortschritte macht, allerdings nicht schnell genug, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Im Stadtrat vorgestellt, offenbart der Bericht zur Endenergie- und Treibhausgasbilanz für das Jahr 2022, dass die Emissionen in Nürnberg seit 1990 um 43,6 Prozent gesunken sind, mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 5,9 Tonnen CO2, deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 7,5 Tonnen.
Die Rolle internationaler Krisen: Von Pandemien bis Krieg
Britta Walthelm, die Referentin für Umwelt und Gesundheit, betont jedoch, dass trotz der positiven Entwicklung die Reduzierung der CO2-Emissionen nicht ausreicht, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. "Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken und setzen auf ein neues Klimaschutzprogramm, das auf die aktive Beteiligung der Stadtgesellschaft setzt", so Walthelm.
Die internationalen Ereignisse, insbesondere die Energiemangellage infolge des Konflikts in der Ukraine, hatten auch Auswirkungen auf Nürnbergs Treibhausgasbilanz, da vermehrt Kohle zur Stromerzeugung eingesetzt wurde. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass die Emissionen im Verkehrssektor, die während der Corona-Pandemie erstmals seit 1990 deutlich gesunken waren, auch nach der Pandemie unter dem Niveau von 2019 bleiben.
Photovoltaik im Aufschwung: Ein Lichtblick für Nürnberg
Von 1990 bis 2022 sank der witterungsbereinigte Endenergieverbrauch in Nürnberg um 26,7 Prozent. Im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie reduzierten sich die Treibhausgasemissionen um 51,6 Prozent, im Haushaltssektor um 40,6 Prozent und im Verkehrssektor um 11,1 Prozent. Ein deutlicher Zuwachs ist bei der erneuerbaren Stromerzeugung zu verzeichnen, insbesondere im Bereich der Photovoltaik, wo sowohl die Anzahl der Anlagen als auch die installierte Leistung seit 2020 signifikant gestiegen sind.
Um das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2040 zu erreichen, startet Nürnberg im Frühjahr 2024 einen Prozess für ein neues Integriertes Klimaschutzkonzept (IKSK). Dabei werden Strategien und Maßnahmen entwickelt, um die Treibhausgasemissionen schneller zu reduzieren. Ein wesentlicher Fokus liegt auf der stärkeren Einbindung der Stadtgesellschaft in die Klimaschutzstrategie, für die bereits Ende 2023 ein Klimabeirat als beratendes Gremium ins Leben gerufen wurde. Walthelm unterstreicht, dass neben kommunalen Maßnahmen auch die Optimierung der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene entscheidend ist, um die Klimaziele zu erreichen.
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