Der Muggenhofer SPD-Orstvereinschef Kevin Kienle hat die Internetseite www.politik-punk.com konzipiert.
Politik? Wo andere sich abwenden, schaut Kevin Kienle genau hin. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Muggenhof, gerade 21 Jahre jung und in Ausbildung zum Industriekaufmann, arbeitet an einer neuen Plattform: www.politik-punk.com soll das Interesse vorwiegend junger Menschen für die politische Kultur, für Parteien und die heimischen Politiker wecken. Seit rund einer Woche ist die Homepage online.
Herr Kienle, was kann „Politik-Punk“, was andere Plattformen nicht können?
Kienle: Der Grundgedanke ist, der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Mit einem modernen Design, mit Interviews und Blicken hinter die Kulissen der Politik, aber auch durch die Vorstellung lokaler Projekte und Läden. „Politik-Punk“ soll erst mal ein lokales Projekt für Nürnberg sein.
Eines aus Nürnbergs „wildem Westen“. Wie weit sind Sie schon?
Kienle: Das erste Interview ist geführt und wird gerade fertig gemacht.
Mit wem? Darf ich raten: mit einem SPD-Politiker.
Kienle: Das stimmt, ich habe einen Landtagsabgeordneten meiner Partei befragt. Es wäre aber auch kein Problem, wenn ein CSU-Politiker zu Wort kommt. Denn ich möchte nicht, dass nur meine eigene Meinung vorkommt. Auch Beiträge über die Grünen, über Freie Wähler oder die Linke sind denkbar.
Gibt es das nicht schon? Die Bundeszentrale für¼r politische Bildung zum Beispiel stellt auf ihrer Internetseite Parteien und ihre Programme vor und ordnet sie ein.
Kienle: Aber besuchen die Bürger diese Plattform auch? Diese Webseiten sind oft träge und nicht sehr ansehnlich. Ich kenne niemanden, der nicht in einer Partei oder sogar Politiker ist, der dort surft. Das kommt direkt vom Staat. Dagegen haben viele Menschen, auch jüngere, Vorbehalte. Ähnlich wie bei den Tagesthemen.
Wie die anderen Öffentlich-rechtlichen Sender sind die aber doch frei in ihrer Berichterstattung . . .
Kienle: Ich schaue natürlich auch Tagesschau, um die wichtigsten Nachrichten mitzukriegen, aber das ist nicht alles.
Wenn Sie sagen, dass alle Parteien und politischen Ansichten einen Platz bei „Politik-Punk“ haben, gilt das auch für die AfD?
Kienle: Man muss schauen, wie das funktionieren kann. Generell meine ich, dass sich jede Partei äußern können muss. Wenn man diese Leute komplett ignoriert, dann kapseln sie sich völlig ab und werden immer extremer. Man muss einfach miteinander reden! Ich bin deshalb in alle Richtungen offen, solange es nicht auf Hetze oder Rassismus hinausläuft. Ich bin überzeugt: Alle Menschen sind gleich und kein Mensch ist schlecht.
Arbeiten Sie allein oder haben Sie ein Team?
Kienle: Bisher noch allein, und ich finanziere das auch privat. Aber ich habe nicht vor, auf lange Zeit allein zu bleiben. Jeder, der Interesse hat, soll mitmachen können. Ehrenamtlich, logisch! Aber wer Lust hat, ist herzlich willkommen. Denn verschiedene Ausrichtungen und Sichtweisen, der Austausch untereinander, das macht es ja interessanter.
Sicher planen Sie schon die nächsten Beiträge?
Kienle: Für ein zweites Interview fehlen aktuell nur noch die Fotos. Dann habe ich vor, so etwas wie "follow me" auf YouTube zu machen: Ein Tag mit einem Stadtrat oder auch einem Bundestagsabgeordneten, wo man erfährt, was machen die eigentlich. Geplant ist auch, etwas zu Quelle zu machen. Was aus den Gebäuden und dem Gelände wird, beschäftigt alle, nicht nur hier in Muggenhof.
Wenn Sie mit den Abgeordneten unterwegs sind, werden die sicher einen superinteressanten und arbeitsamen Tag aussuchen...
Kienle: Natürlich muss man schauen, wie realitätsnah das dann ist. Wir müssen aber nicht alles nehmen, was im Schaufenster ausliegt und haben zwischendurch bestimmt Zeit für Smalltalk und Persönliches.
Im Herbst wird in Bayern gewählt. Sind Sie schon im Wahlkampfmodus, auch mit der Plattform?
Kienle: Ich möchte sie nicht als Instrument nutzen, der „Politik-Punk“ soll parteipolitisch neutral bleiben.
Welche Formate wird „Politik-Punk“ nutzen?
Kienle: Erst mal setze ich auf Text. Cool wären Podcasts, weil vor allem junge Menschen es mögen, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit oder zu Hause etwas Neues hören. Videos sind der letzte Baustein. Denn man benötigt eine Kamera, ein Bearbeitungsprogramm und jemanden, der das macht. Es soll professionell sein, damit sich Interessierte das auch gern ansehen.
Wie werden Sie „Politik-Punk“ bekannter machen?
Kienle: Vor allem durch Mundpropaganda. Facebook und Instagram haben wir schon, vielleicht kaufe ich über Google oder Facebook auch mal Werbefläche. Für zehn Euro kommt man da schon weit. Wenn ich uns loben darf: Ein Prognose-Tool bewertet den Facebook-Auftritt der SPD Muggenhof mit 86 von 100 Punkten, das ist top. Weltweit und vor Ort.
Und über Nürnberg hinaus?
Kienle: Fragen sich Menschen überall, was Politik eigentlich macht und kann. Mein Wunsch ist, dass man versteht, was passiert und wieso etwas passiert. Warum zum Beispiel die EU eine Vorschrift macht, nach der Gurken gerade sein sollen.
Oder warum die SPD einen schweren Stand hat? Im Zuge der Schulz-Mania Anfang 2017 und der No-GroKo-Diskussion im Herbst sind viele Menschen neu in die SPD eingetreten. Sind die heute noch da?
Kienle: Bei uns in Muggenhof ist einer eingetreten und der ist noch da.
Der Bundesvorsitzende der Jusos, Kevin Kühnert, hat als GroKo-Gegner Furore gemacht und war oft im Fernsehen. Kennen Sie den Mann, dessen Name ähnlich klingt wie Ihrer, eigentlich?
Kienle: Wir hatten über Facebook mal Kontakt, persönlich habe ich ihn aber noch nicht getroffen.
Kienle & Kühnert im Talk, das würde doch gut klingen.
Kienle: Als Format? Könnte man machen. Ich denke mal darüber nach.
Das Interview ist auch in der gedruckten Zeitung am 4. Juli 2018 erschienen.
Interview: GABRIELE KOENIG
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